Das nächste Treffen im Cafè Tod findet am 5. Juni von 15 bis 17 Uhr in Glienicke, Märkische Allee 72 (Seniorenclub) statt. Herfür ist eine Anmeldung nicht erforderlich.
Für das Cafè Tod am Samstag, 6. Juli, in Schildow, Akazienstr. 10 bitte ich um Anmeldung unter artepwolf@t-online.de oder 033056 74489. Es beginnt wie immer um 15 Uhr und dauert etwa zwei Stunden.
Am Mittwoch, 5. Juli 2023, lese ich in Glienicke aus meinen Büchern "Das Bleiben schmerzt mehr als das Gehen - Witwen erzählen" und "Trauer ist der Preis der Liebe - Witwer erzählen".
Beginn ist um 15 Uhr in den Räumen des Seniorenclubs, Märkische Allee 72. Nach der Lesung wird es noch Zeit für Gespräche geben.
Cafè Tod
Einladung ins Nachtcafè
Am 19.März 2021 war ich zu Gast bei Michael Steinbrecher, dem Moderator der beliebten Talkshow im SWR-Fernsehen.
Vor längerer Zeit schrieb ich an die Redaktion des Nachtcafès. Darin schilderte ich in wenigen Zeilen mein Leben nach dem Freitod meines Mannes. Es meldete sich die Redaktion der Talkshow bei mir und lud mich zur Sendung am 19. März nach Baden-Baden ein.
Es war schon das zweite Mal, dass sich das Nachtcafè bei mir gemeldet hat. Der erste Anruf kam nach dem Erscheinen meines ersten Buches. Man interessierte sich damals für die Schicksale der Frauen, die darin ihre Geschichten erzählen. Im Nachtcafè durfte ich nun meine eigene Geschichte erzählen. Mir geht es vor allem darum zu zeigen, dass das Leben auch nach einem schweren Schicksalsschlag wieder erfüllend und sinnvoll werden kann
Die Sendung „Wenn kein Abschied möglich ist“, wurde am 19.März 2021um 22 Uhr im SWR ausgestrahlt, am 20. März 2022 um 10.15 Uhr wiederholt und ist danach in der Mediathek abrufbar
Bewegende Geschichten mitten aus dem Leben/Meine Erfahrungen beim Nachtcafè
Zwei Tage Baden-Baden. Dem nervenden Lockdown mal kurz entfliehen. Die Redaktion des Nachtcafès hatte mich zur Sendung „Wenn kein Abschied möglich ist“ eingeladen.
Ich bin ein großer Fan dieser Talkrunde, die sich so angenehm von den anderen Talkshows mit Politikern und Künstlern unterscheidet. Im Alten E-Werk Baden-Baden treffen sich Menschen mit Geschichten, die wirklich bewegen. Emotional, spannend und mitten aus dem Leben. Seit 2015 wird die Sendung von Michael Steinbrecher moderiert. Ich hatte sein Buch über die Würde des Menschen gelesen und hegte ganz insgeheim den Wunsch, einmal beim Nachtcafè dabei sein zu dürfen. Nun wurde es tatsächlich wahr.
Vom Bahnhof Karlsruhe wurden mein Lebensgefährte und ich abgeholt und nach Baden-Baden gefahren in ein 5-Sterne-Hotel. Hier konnte ich mich kurz frischmachen, umziehen und dann kam auch schon der nächste Fahrer, der mich zum SWR-Gelände brachte. Egon durfte mich leider nicht begleiten. Es galten sehr strenge Corona-Auflagen. So nach und nach trafen auch die anderen Gäste ein: Notfallseelsorger Albrecht Roebke, Thomas Zawitkowski und die Schauspielerin Tina Eschmann-Degener. Psychologin Angelika Kallwass saß bereits in der Maske. Begrüßung mit gebührendem Abstand und hinter Masken verborgene Gesichter machten ein erstes Kennenlernen schwierig. Die Redakteurinnen wuselten um uns herum, immer darauf bedacht, dass es uns an nichts fehlte: „Was möchten Sie trinken? Wir haben Ihnen einen Imbiss vorbereitet.“ Ich bekam vor der Sendung keinen Bissen herunter. Dabei war ich eigentlich wenig aufgeregt, aber doch sehr konzentriert.
Nach der Maske wurde ich dann ins Studio im Alten E-Werk geführt. Hier erwartete mich Michael Steinbrecher zum „Warm-up“. Er zeigte mir das Studio, in dem sonst viele Zuschauer sitzen. Nun blieben die Stuhlreihen leer. Immer wieder betonte Steinbrecher, wie dankbar er seinen Gästen sei, die hier vor laufenden Kameras ihre Lebensgeschichten erzählen. So vergingen die etwa zwei Stunden vor der eigentlichen Aufzeichnung wie im Fluge.
Dann wurde es ernst. Uns wurden die Mikrofone angelegt, jedem wurde die Kamera zugewiesen, in die bei der Vorstellungsrunde geschaut werden sollte. Die Masken durften wir nun endlich ablegen. Die Eingangsmusik erklang, der Moderator begrüßte die Zuschauer und wandte sich seinen Gästen zu. Ich war sehr erleichtert, dass ich als Erste an der Reihe war. So konnte ich mich anschließend umso besser auf die Geschichten der anderen Teilnehmer einlassen. An das, was ich erzählt habe, konnte ich mich nach der Sendung kaum erinnern. Wie ich später erfahren habe, ging es den anderen in der Runde ähnlich. Doch was sie zu erzählen hatten, ging mir sehr unter die Haut.
Albrecht Roebke hat bei einem schweren Autounfall seine Eltern und seinen Bruder verloren. Tina Eschmann-Degeners Ehemann kam beim Tsunami in Thailand ums Leben. Sie und ihre Kinder überlebten. Sehr eindringlich schilderte Thomas Zawitkowski sein Verhältnis zu seinem Vater, der ihn nach einem Fallschirm-Unfall nicht mehr erkennt. Was für Geschichten, dachte ich immer wieder. Aber uns alle vereinte die Zuversicht, nach einem schweren Schicksalsschlag wieder ins Leben zurückfinden zu können. Das ist uns gelungen und vielleicht kann das dem einen oder anderen Zuschauer auch Mut machen. Das war jedenfalls mein Anliegen, in diese Sendung zu gehen.
Nach der Aufzeichnung verspürten wir so eine große Verbundenheit, dass wir uns am liebsten alle in die Arme genommen hätten. Ich war so voll mit Adrenalin, dass ich gar nicht wusste, wohin mit mir. Unter normalen Umständen ist es auch üblich, dass Gäste und Moderator miteinander essen und trinken gehen. So seien schon Freundschaften entstanden, erzählte mir Michael Steinbrecher. Das alles fiel nun Corona zum Opfer. Wir setzten unsere Masken wieder auf und jeder verabschiedete sich auf sein Hotelzimmer. Dort ließen Egon und ich uns ein schönes Abendessen servieren, anschließend räuberten wir die Mini Bar.
Nach einem ausgiebigen Frühstück auf dem Zimmer, schlenderten wir bei nasskaltem Wetter noch ein wenig durch Baden-Baden, bevor uns der Zug wieder nach Hause brachte.
Am Abend wurde das Nachtcafè ausgestrahlt und ich war mir bis kurz vor Sendebeginn nicht sicher, ob ich es mir überhaupt anschauen wollte. Aber schließlich überwog doch die Neugier zu sehen, was ich da geliefert hatte. Von der Familie, von Freunden aber auch völlig Fremden habe ich inzwischen viel Zuspruch erhalten. Meine Bücher sind plötzlich wieder gefragt und ich bin sicher, dass es richtig war, noch einmal in mein altes Leben zurückzugehen. Es war nicht leicht. Die Emotionen und auch die Trauer kommen in Abständen immer wieder. Ich lasse sie zu, weil ich begriffen habe, dass sie zu meinem Leben dazu gehören und es reicher und mich stärker machen.
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Foto (2): SWR